Catel, Pierre Frédéric (Peter Friedrich) - Berlin
Beschreibung Wegmesser
   
  Beschreibung des Catelschen an einen Wagen angebrachten Wegmessers:
   
  "Der von Herrn Catel für mich neuerfundene Wegmesser. Nachdem den zufälligen Unbequemlichkeiten, welche mich die Erfahrung hat kennen lehren, abgeholfen ist, nachdem der starken Friktion dadurch vorgebeugt werden kann, daß das ganze Instrument umgekehrt, und dadurch dem Centrum des Rades näher gebracht wird; so wird es an Vollkommenheit und Dauerhaftigkeit keinem andern Instrumente dieser Art etwas nachgeben. Dieses Instrument ist auf der weiten Reise an sich unveränderlich geblieben, und hat beständig richtig gezeigt. Es bedurfte bey der Zurückkunft an den innerlichen Theilen keiner Reparatur. Daß verschiedenes daran zerbrochen und wandelbar geworden, war bloß die Schuld der Werkleute, welche theils nicht dauerhaft genug arbeiteten, theils zuweilen für Nebendinge, z. B. für Befestigung der Schrauben u. d. gl. aller Erinnerungen ungeachtet, nicht genug sorgten, indem sie immer alles für fest genug hielten, und sich nicht bedeuten lassen wollten, daß der Stoß des umlaufenden Rades, mit solcher heftigen Gewalt, alles was nicht mit größter Sorgfalt befestigt, oder auf die dauerhafteste Art gearbeitet ist, wandelbar machen oder zertrümmern kann.
   
  Herr Catel hat sein Instrument selbst folgendergestalt beschrieben, und die Zeichnung hinzugefügt, die man ... [auf der Zeichnung unten] ... siehet.
   
  Diese sehr einfache Maschine wird auf der Axe des hinteren Rades angeschraubt, und durch einen am Rade angebrachten eiserernen Stift in Bewegung gebracht. Sie bestehet aus zwey Rädern, einem Triebe, einer Schraube ohne Ende, und einem Sterne von 5 Flügeln. Die beygefügten 3 Figuren ... [auf der Zeichnung unten] ... werden alles sehr deutlich zeigen, und den ganzen Mechanismus sehr begreiflich machen.
   
  A B C D, Fig. I. ist eine eiserne Büchse, welche das ganze Werk enthält, und durch Hülfe der eisernen Bänder E F hinter dem Rade an die Axe mit Schrauben befestigt wird. Der Stern G ist beweglich an einer Axe, welche durch die Büchse gehet. An derselben Axe befindet sich eine Schraube ohne Ende, deren Gebrauch hernach wird gezeiget werden.
   
  An dem Rade, hinter welchem die Maschine befestiget ist, befindet sich an einer Speiche ein eiserner Stift *), in solcher Höhe, daß er den Stern fassen kann. Wenn also das Rad einmal herumgehet, faßt der Stift einen Flügel des Sternes G, und treibt ihn vorwärts. Wenn also das Rad fünfmal herumgegangen ist, hat sich der Stern einmal um seine Axe gedrehet, und folglich auch die Schraube ohne Ende, welche daran befestiget ist. 
  *) Dieser Stift ist so eingerichtet, daß er, wenn das Geleis schmäler wird, um so viel verkürzet werden kann als nöthig ist; indem der Stift aus zwey übereinander geschraubten Stücken besteht, wovon man das längere abschraubt, und das kürzere läßt.
Herr Pohl, ein geschickter Mechanikus in Basel, den äussern Stern, der in Bern, nachdem ich ihn verloren hatte, höchst unverantwortlich vom schlechtesten Eisen und so schlecht gearbeitet worden war, daß er in Biel, wenige Meilen davon, schon unbrauchbar wurde, besser verfertigte, machte für den Stift die noch simplere Erfindung, daß das lange Ende vermittelst eines Gewindes an dem kurzen befestigt war, und wenn man es nicht brauchte, an das Rad eingeschraubt ward.
   
  Diese Schraube ohne Ende greift in ein Rad A Fig. 3 von 40 Zähnen. Da nun diese Schraube bey jeder Umdrehung nur einen Zahn fasset, so muß der Stern G sich 40 mal umdrehen, wenn sich das Rad A einmal um seine Axe bewegen soll; und, da zu einer Umdrehung des Sternes 5 Umdrehungen des Wagenrades gehören, so folget von selbst, daß sich das Wagenrad 200 mal herumdrehen muß, ehe das Rad A einmal um seine Axe kömmt.
   
  Dieses Rad A Fig. 3 hat an seiner Axe einen Drilling von 6 Zähnen, und greift in ein Rad B von 47 Zähnen, folglich muß sich Das Rad A 7 5/6 mal herumdrehen, ehe B sich einmal herumdreht. Da nun, wie aus dem vorhergegangenen ersehen worden, das Wagenrad 200 Umgänge machen muß, damit sich A einmal herumdrehe, so muß sich das Wagenrad 1566 2/3 mal herumdrehen, ehe B einmal um seine Axe kömmt.
   
  An der Axe des Rades B Fig. 3 ist der Zeiger R Fig. 2 dermassen befestiget, daß er zwar mit dem Rade herumgehet, dennoch aber rückwärts und vorwärts kann beweget werden, wenn das Rad B stille stehet; welches darum nöthig ist, um die Maschine zu stellen, wenn man abreisen will, denn alsdann müssen beide Zeiger auf 0 gestellet werden.
   
  Es muß also, wenn der Zeiger R auf dem Zifferblatte N Fig. 2 einmal herumgehen soll, das Wagenrad sich 1566 2/3 mal um seine Axe drehen; wir werden unten sehen, daß dies eine deutsche Meile beträgt.
   
  Zuvor aber muß noch gesagt werden, daß man auf diese Art nur Eine Meile bemerken könnte, wenn nicht ein zweiter Zeiger wäre, weil der Zeiger R bey jeder Meile wieder auf 0 zu stehen kömmt. Darum ist noch der zweite Zeiger S gemacht worden, welcher 20 mal langsamer als der Zeiger R gehet; auf diese Art kann man 20 Meilen weit fahren, und zu jeder Zeit bemerken, wie viele Meilen, halbe, viertel oder achtel Meilen man vorwärts gerücket ist. Die Art, wie dieses bewerkstelliget wird, ist allen Uhrmachern bekannt.
   
  Damit aber der Stern G bey jeder Umdrehung des Wagenrades nicht mehr als 1/5 vorwärts geworfen werde, ist hinter dem Stern G ein kleiner Stern I Fig. 3 angebracht worden, welcher durch eine Feder L, und durch einen Schließhaken K, der ober winkelrecht ist, in seiner gegebenen Lage gehalten wird; so daß, wenn keine äussere Kraft gebraucht wird, dieser Stern allezeit in seiner Ruhe lieget.
   
  Oben ist gesagt worden, daß sich das Wagenrad 1566 2/3 mal herumdrehe, indeß der Meilenzeiger einmal den Zirkel durchläuft. Da nun das Wagenrad so eingerichtet ist, daß dessen Umkreis 15 Fuß 1 Zoll hält, so ergiebt sich, daß solches 23630 Rheinländische Fuß durchläuft, wenn der Meilenzeiger eine Stunde zeiget. Da nun die deutsche Meile zu 23629 Rheinländische Fuß *) gerechnet wird; so ist 1 Fuß zu viel, welches von gar keiner Bedeutung ist.
  *) Nach der Angabe des sel. Lambert im Berlinischen genealogischen Kalender.
   
  So hat sich aber bey diesem Instrumente ein Fehler gefunden, welchem auf diese Art kann abgeholfen werden: Nemlich, da der Stern oben an der Maschineangebracht worden, wie aus der Figur zu ersehen ist; so hat die Erfahrung gelehret, daß er etwas zu weit vom Centrum des Rades **) angebracht worden. Denn durch die schnelle Umdrehung des Rades war der Schlag zu heftig, und also auch die Reibung zu stark, welches die Maschine, sonderlich den Stern zu sehr abnutzte. Diesem Mangel abzuhelfen, ist nur der Stern unten an der Maschine anzubringen, oder auch die ganze Maschine selbst nur umzukehren und so zu befestigen. Dadurch wird der Stern dem Centrum des Rades näher gebracht, und da die Kraft und die Geschwindigkeit gegen den Mittelpunkt oder die Axe eines Rades immer mehr und mehr abnehmen; so hat die Maschine dadurch viel weniger Reibung auszuhalten, und ist folglich viel dauerhafter und sicherer.
**) Wie die Kraft bey einem Hebel auf die entferntere Last stärker würkt."
   
   
 
   
   
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