Gerlach, Christian Friedrich Wilhelm - Naumburg a. Saale
   
1792 Christian Friedrich Wilhelm Gerlach wird am 10. Juli 1792 in Wetzlar als Sohn des Spenglermeisters (ab 1776 Kirchenvorsteher, Handelsmann) Justus Philipp Wilhelm Gerlach (* 22. Juli 1748; † 17. Januar 1799), der am 23. Mai 1776 das Bürgerrecht in Wetzlar erhalten hat und dessen am 4. Juni 1776 geheiratete erster Ehefrau Anna Catharina Waldschmidt (* 28. August 1753; † 23. Dezember 1794) geboren.
 

In dieser Ehe werden noch fünf Kinder geboren, die allerdings alle nicht sehr lange leben:

Johann Jacob Gerlach (*14. März 1777; † 2. Juli 1790),

Johann Wilhelm Gerlach (5. November 1779; † 11. November 1779);

Anna Catherina Gerlach (* 20. März 1782; † 29. März 1782);

Anna Catherina Gerlach (*28. Mai 1783; † 28. Mai 1783) und

Anna Catherina Gerlach (5. Juli 1784; † 11. Juli 1784).

   
1813 Im Allgemeinen Anzeiger Nr. 153, Gotha, Sonnabends den 12. Junius 1813 ist Christian Friedrich Gerlach, Zinngießer, in der Veröffentlichung "Vorladung Militärpflichtiger von nachstehenden unbekannt, wo sich aufhaltenden, Conscriptionspflichtigen des hiesigen Districts" unter Nr. 14 aufgeführt.
   
  Als Geselle arbeitet er bei Georg Friedrich Grünewald, Zinngießermeister in Coburg.
   
1816 Er ist Meister und gründet in Naumburg eine Zinngießerei.
   
                
Marken des Christian Friedrich Gerlach (Fotos: zinnmarken.de)
   
  Christian Friedrich Gerlach heiratet am 29. Oktober 1816 in Coburg St. Moritz die Sabina Christiana Grünewald (* 12. Februar 1793 in Coburg), dritte Tochter des Zinngießermeisters Georg Friedrich  Grünewald und dessen Ehefrau Susanna Sophia geb. Hopf.
  Das Ehepaar hat die Kinder:
Friedrich Wilhelm Gerlach (* 12. Juni 1817),
Georg Friedrich Gerlach (* 31. Oktober 1818); heiratet als Justizrat am 23. Dezember 1890 in Altenburg/Thüringen die Anna Marie Klara Helene Schiffmann (* 17. Februar 1862 in Dreitzsch), Tochter des Brauers Theodor Amadeus Schiffmann und dessen Ehefrau Christiane Auguste, geb. Heidrich; stirbt am 15. Januar 1895 in Altenburg;
Johanne Friederike Gerlach (* 11. Dezember 1821),
Barbara Juliana Gerlach (* 7. Juli 1825),
Gustav Adolph Gerlach (* 18. März 1827; † 7. Oktober 1915 in Warschau [heute Warszawa]),
Christian Hermann Gerlach (* 6. Februar 1829),
Emil Adolph Gerlach (* 30. Mai 1831); heiratet als Kaufmann und Zinngießer am 14. Januar 1855 in Döbernitz/Sachsen die Louise Auguste Krause (* 10. Januar 1818 in Delitzsch; † 25. April 1904 in Altenburg), Tochter des Zinngießermeisters Christian Gottlieb Krause und dessen Ehefrau Friederike Louise, geb. Booch
Henriette Gerlach (* 3. Juni 1833) und
Edmund Philipp Gerlach (* 30. Juni 1835). 
  Christian Friedrich Gerlach erhält am 6. Oktober 1816 in Naumburg das Bürgerrecht und wohnt im Haus 560 (heute Engelgasse 11).
   
1837 Friedrich Wilhelm Gerlach, der das Zinngießerhandwerk erlernt hat, arbeitet als Geselle bei dem Zinngießermeister Martin Grünewald in Coburg.
   
1844 Sabina Christiana Gerlach, geb. Grünewald stirbt am 8. Februar 1844.
   
      Kaffeekannen, Höhe 19 und 22,5 cm
   
   
   
1850

Christian Friedrich Gerlach stellt auf der Deutschen Industrie-Ausstellung in der Central-Halle zu Leipzig Zinnspielwaren aus.  Im Journal für Metallarbeiter jeder Gattung heißt es: "... hat sehr hübsch gearbeitetes Geschirr geliefert, mit dessen Anfertigung, nebenbei gesagt, sich viele Zinngießer auch in Sachsen beschäftigen.Wir dürfen inzwischen nicht vergessen, daß unter jenem Zinn nicht Probezinn, sondern eine Legirung von Blei und Zinn zu verstehen ist. Obgleich Kinderspielzeug nicht zum Speisegebrauch bestimmt ist, so ist doch Vorsicht vonnöthen, damit die Kinder jenes nicht dazu benutzen, und um diese weniger nöthig zu haben, fragt es sich, ob es nicht angemessen wäre, alles Spielgeräth aus reinem Zinn anzufertigen?"

Für die ausgestellten Zinnspielwaren bekommt die Firma als Diplom eine "Lobende Erwähnung".

   
     Medaille Leipzig 1850
   
1851

"Gerlach CF Naumburg on the Saal Manu. (Agent in London A. Heintzmann, 17 Ironmonger Lane, Cheapside)" stellt auf der Weltausstellung in London "Paper Boxes with tin-toys" aus.

   
1852 Friedrich Wilhelm Gerlach ist Zinngießermeister und heiratet im Mai 1852 die Johanna Charlotte Schimpfermann (* 23. Dezember 1823 in Naumburg).
Das Ehepaar hat die Kinder:
Marie Gerlach (* 13. Februar 1853),
Friederike Anna Gerlach (* 1854;
† 15. November 1855),
Wilhelmine Louise Anna Gerlach (* 11. März 1857) und
Christian Friedrich Wilhelm Gerlach (* 10. Juni 1859).
   
 

Die Zinn- und Metallspielwarenfabrik wird von Christian Friedrich Gerlach am 9. Juni 1852 gegründet.

   
1853 Der Zinngießermeister Friedrich Wilhelm Gerlach erhält am 13. Oktober 1853 das Bürgerrecht in Naumburg.
   
 

Auf der Industrie-Ausstellung aller Nationen in New York (New York Exhibition Of The Industry Of All Nations) stellt er phantasievolle Artikel und bemaltes Spielzeug aus Zinn, Eisen und Holz ("Fancy articles and painted toys of tin, iron, and

wood") aus.

   
1854

Auf der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München stellt Friedrich Wilhelm Gerlach einen Musterkasten mit Zinnspielwaren aus.

   
1857

Im "Praktisches Waren-Lexicon. Enthaltend alle Waren, die im Handel vorkommen, mit Angabe ihrer Preise und den Namen der Fabrikanten oder Versender.", Verlag von C- Leuchs & Comp., Nürnberg 1857, ist unter "Zinnspielwaren" aufgeführt: "Soldaten, Jäger, Schäfer, Viehweide, Dorf, in Schachteln von 1/16, 1/8, 1/4, 1/2 Pfd., das Pfund ord. 24, m. f. 48, fein 1 fl. 12., 1 fl. 24., durchbrochene als Körbe, Tische, Stühle, Wagen, Schlitten etc. das Pfd. 1 fl., das Stük 6 kr. - 2 fl. Nürnberg. Naumburg (Chr. Fr. Gerlach)."

   
1864 Christian Friedrich Gerlach stirbt am 28. April 1864.
   
1865

Die Firma stellt auf der Ersten Sächs.-Thüringischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Merseburg aus und erhält eine "Ehrende Anerkennung".

   
1869 Wohnung und Werkstätte sind im Haus Nr. 51 (heute Mühlgasse 10).
   
     Werbung im Adressbuch 1869
   
1873    Anzeige 1873
   
1884 Wilhelm Gerlach ist mit Wilhelmine Amalie Julie, geb Breden (* 26. April 1860 in Naumburg) verheiratet.
Das Ehepaar hat die Kinder:
Charlotte Maria Rosa Gerlach (* 5. März 1884),
Georg Friedrich Wilhelm Gerlach (* 29. Dezember 1885),

Emil Otto Gerlach (* 5. August 1887),
Klara Liberta Martha Gerlach (* 25. November 1888) und
Paul Johannes Gerlach (* 20. November 1890).
   
   
1890

Friedrich Wilhelm Gerlach und Wilhelm Gerlach, Spielwarenfabrikant, wohnen und arbeiten jetzt beide in der Mühlgasse 10. Eigentümer des Anwesens ist Friedrich Wilhelm Gerlach.

   
1891

Auf der Internationalen Spielwaren-Ausstellung in Mailand wird die Zinnspielwaarenfabrik F. W. Gerlach mit einem Diplom prämiiert.

   
1893 Die Zinnspielwaarenfabrik beteiligt sich auf der Columbischen Weltausstellung in Chicago ("Spezialität: Puppenstubenartikel, Kaffee-, Thee-, Speise-, Trinkservices etc. Musterlager: London, Hamburg, Berlin. Export nach allen Ländern. Mehrfach prämiirt.") und bekommt einen Höchsten Preis.

   
     Arbeitsordnung
   
     Anzeige in der Deutschen Zinngießer-Zeitung Nr. 2 vom 20. Oktober 1893
   
1894

Die Firma erhält auf der Exposition Universelle d'Anvers 1894 Wereldtentoonstelling Van Antwerpen eine Goldmedaille.

Auch auf der California Midwinter International Exposition, San Francisco, California 1894 wird eine Goldmedaille errungen.

Auf der Thüringer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Erfurt stellt die Zinnspielwaren-Fabrik "Puppenstubenartikel, Kaffee-, Thee-, Kuchen-, Speiseservice, gedeckte Tafeln, Seviertische etc." aus und bekommt dafür die Silberne Staatsmedaille von Schwarzburg-Rudolstadt.

   
1895

Auf der Deutsch-Nordischen Handels- und Industrieausstellung in Lübeck erhält die Firma eine Goldene Medaille.

   
     Briefkopf
   
1898

Es werden Agenturen in Berlin, Hamburg, Wien, Brüssel, London, Kopenhagen, Amsterdam und Mailand geführt.

   
1899 Die Zinnspielwarenfabrik F. W. Gerlach, Inhaber Wilhelm Gerlach produziert in der Großen Fischstraße 19a. Der Inhaber und Spielwarenfabrikant ist Eigentümer des Anwesens und wohnt auch dort.

   
1900
Inserat in der Deutschen Zinngießer-Zeitung Nr. 20 vom 10.11.1900 (Druckfehler im Namen - eine Fa. Gerlaicher gibt es nicht)
   
1901
Inserat in der Deutschen Zinngießer-Zeitung Nr. 39 vom 13.11.1901, Nr. 42 vom 15.10.1901 und Nr. 43 vom 11.12.1901
   
 
Inserat in der Deutschen Zinngießer-Zeitung Nr. 40 vom 20.11.1901, Nr. 41 vom 27.11.1901 und Nr. 42 vom 4.12.1901
   
1902 Die Firma feiert am 9. Juni 1902 das 50jährige Geschäftsjubiläum.
   
  Das Naumburger Kreisblatt vom 10. Juni 1902 schreibt:
"Der heutige 9. Juni ist für eines unserer angesehensten Etablissements ein Ehren- und Jubeltag, denn die Zinn- und Spielwarenfabrik von F. W. Gerlach besteht an diesem Tage ein halbes Jahrhundert. Am 9. Juni 1852 von dem Vater des jetzigen Chefs an derselben Stätte gegründet, wo sie in vergrößerten und erweiterten Räumen noch heute betrieben wird, hat sie seitdem einen nicht bloß im Vaterlande, sondern auch weithin im Auslande hochgeachteten Namen sich erworben. Möge sie unter der umsichtigen und rührigen Leitung ihres jetzigen Inhabers, dem diese gedeihliche Entwicklung vorwiegend zu danken ist, auch fernerhin in gesegneten Bahnen fortschreiten, ihm und unserer Vaterstadt zur Ehre!" 
   
 
Inserat in der Deutschen Zinngießer-Zeitung Nr. Nr. 2 vom 9.1.1902, Nr. 3 vom 15.1.1902, Nr. 4 vom 22.1.1902, Nr. 6 vom 5.2.1902, Nr. 9 vom 26.2.1902, Nr. 13 vom 26.3.1902, Nr. 14 vom 2.4.1902, Nr. 15 vom 9.4.1902, Nr. 16 vom 16.4.1902, Nr. 18 vom 30.4.1902, Nr. 23 vom 4.6.1902, Nr. 24 vom 11.6.1902, Nr. 25 vom 18.6.1902, Nr. 26 vom 25.6.1902, Nr. 27 vom 2.7.1902, Nr. 28 vom 9.7.1902, Nr. 29 vom 16.7.1902, Nr. 30 vom 23.7.1902, Nr. 31 vom 30.7.1902, Nr. 32 vom 6.8.1902, Nr. 34 vom 21.8.1902, Nr. 35 vom 28.8.1902, Nr. 36 vom 4.9.1902, Nr. 42 vom 15.10.1902, Nr. 48 vom 26.11.1902, Nr. 49 vom 3.12.1902, Nr. 50 vom 11.12.1902 und Nr. 51 vin 18.12.1902
   
1903
Inserat in der Deutschen Zinngießer-Zeitung Nr. 1 vom 2.1.1903
   
  Fanny Schumm schreibt in der Ausgabe 11 der Zeitschrift Daheim von 1903:
"Zinnspielsachen. Aus einem Zwergen- oder Elfenheim scheint es zu sein, das Spielzeug, das wir heute abbilden, das alte liebe, wunderfeine Zinnspielzeug für die Puppenstuben in moderner, wahrhaft wundervoller Schönheit. Wie das wohl entsteht, solch ein winziges Filigranbettlein, solch ein Täßchen und Eierbecherchen nach Millimetermaßen? Machen das Menschen? Ja, recht rüstige, ausgewachsene sogar
In eine Werkstätte solcher kleiner Wunder, die Arbeitsräume einer Zinnspielwarenfabrik, die von F. W. Gerlach in Naumburg, will ich meine Leser jetzt einmal führen. Hier können wir den stillen Werdegang all der winzigen, lieblichen Weihnachtssächelchen belauschen, die jährlich Millionen Kinderherzen in der ganzen Welt beglücken.
Treten wir also ein, jetzt zur stimmungsvollen Vorweihnachtszeit. Da liegen die Zinnbarren, unter denen vielfach gutes englisches Material zur Verwendung gelangt. Zinn war schon in alten Zeiten bekannt. Da es ein sehr weiches, schmiegsames Metall ist, welches sich leicht in jede Form gießen läßt, eignet es sich in hohem Grade zu jenen zarten, silberglänzenden Spielsachen, deren feine Prägung in der Hand des geschickten Gießers die kleinsten Formen exakt wiedergeben.
Um den niedrigen Werktisch herum sitzen die Gießer. Vor ihnen steht ein Bottich mit silberiger Flüssigkeit, dem geschmolzenen Metall, aus welchem sie munter mit Kellen schöpfen, um eine Winzigkeit davon in die bereit gehaltene zwei- und dreiteilige Form aus Schiefer oder Messing zu gießen. Rasch wird nach dem Gusse die Form geöffnet und siehe da, irgend eine allerliebste Kleinigkeit zeigt sich den Blicken, noch ganz heiß, ein Täßchen, ein Eierbecher, ein Rad etc. von noch nicht 1 cm Durchmesser. Neben den fleißigen Gießernhäufen sich bald Berge niedlicher Spielsachen oder von Teilen derselben. Von den kleinen Becherchen dort sind zum Beispiel 100 Gros für Amerika bestimmt. Die gegossenen Sachen werden nun gesäubert, abgegratet und gedreht. Hierbei erhalten sie ihren prächtigen Glanz, Feinheit und Sauberkeit. Die Einzelteile werden über Holzformen gebogen, zusammengesetzt und aufs sorgfältigste gelötet. Der Beweglichkeit der Räder, Wagenlauben, Deckel etc. ist zum Vollgenusse der Kinder, welche ja mit ihrem Spielzeuge "arbeiten" wollen, vollster Spielraum gelassen. Ja, die neuaufgenommene Geschäftszählkasse zeigt pünktlich die Betragsnummer des vom kleinen Kaufmann "getippten" Geldes an.
Nach dem Löten werden einzelne Gegenstände, soweit sie nicht wie Services ihren Eigenglanz behalten, lackiert und bronziert. Reizende, fein konstruierte Lampen, deren reich ornamentiertes Füßchen vegoldet ist, können wirklich brennen. Die kleinen Puppenbettchen erhalten weißen Lackanstrich, hier und da goldbetupft, und Bettchen, Wiegen und Wägelchen bekommen auch noch durch Arbeiterinnen eine Garnitur Stoff und Spitzen. Die kleinen Glassächelchen wie Gläser, Lampenglocken etc., aus Lauscha in Thüringen bezogen, wollen gar behutsam eingefügt sein!
Was nun das wirklich Entzückende an diesen Spielsachen und sehr wesentlich ist, ist die bei aller Liliput-Winzigkeit hervortretende Schönheit der Formen im Schmucke einer reichen und doch verhältnisrichtigen Ornamentik. Wie zart ciseliert erscheinen die Untersetzer der durchschimmernden, roten Punschgläschen. Welche Formenschönheit in einem Blumenständer, welches zierliche filigranähnliche Geflecht des Flächenteiles eines Puppenbettchens! Services, Lampen, Kronleuchter, Blumenständer, Fruchtschalen, Becher, Puppenwiegen, -Wagen in vielen Größen, Bierkrüge, Wasch- und Schreibtische, Serviettenringe, Tischglocken, Etagèren, Wandteller und Salonöfchen, alles, alles wird hier gefertigt, eingebpackt und an die Spielwarenhandlungen fortgeschickt. Eine 50jährige Tätigkeit und Erfahrung hat hier in ihrer Art Vollendetes geschaffen, wie denn auch diese Spielwaren auf allen beschickten Weltausstellungen die ersten Preise erhielten.
Bald wird das trübe Grau spärlich durchsonnter Wintertage und die Unrast des sorgenden Alltags der hellgoldene, weihevoll milde Glanz unserer Weihnachtslichter durchbrechen. Dann haben unsichtbar geschäftige Hände die kleinen silberschimmernden Spielwunder wieder ausgepackt und ihren kleinen Lieblingen unter den alles verklärenden Weihnachtsbaum gelegt. Da ist nun eitel Glanz und Schimmer, Freude und Seligkeit."
   
               
   
1906 Wilhelm Gerlach wird zum Stadtrat gewählt.
   
1908 Es werden 45 Arbeiter beschäftigt, davon 42 ungelernte (27 über 18 Jahre und 15 unter 18 Jahre alt) und 3 gelernte Arbeiter.
   
1913 Es werden 58 Arbeiter und Angestellte beschäftigt, davon 1 männlicher kaufmännischer Angestellter und 2 weibliche kaufmännische Angestellte, 1 männlicher technischer Angestellter, 20 männliche Arbeiter und 5 weibliche Arbeiterinnen über 18 Jahre, 8 männliche Arbeiter und 17 weibliche Arbeiterinnen unter 18 Jahren sowie 4 weibliche Heimarbeiterinnen.
   
1914 Nach Beginn des Krieges wird der Betrieb stillgelegt. Der Einkauf von Zinn und Hartblei ist nicht mehr möglich.
   
1916 Wilhelm Gerlach wird zum Stadtältesten ernannt.
   
1918 Erneut wird er auf sechs Jahre zum unbesoldeten Stadtrat gewählt.
Am 30. Januar 1918 produziert die Firma immer noch nicht, da das benötigte Material immer noch nicht zur Verfügung steht.
   
1920 Wilhelm Gerlach tritt aus Gesundheitsrücksichten als Stadtrat zurück.
   
  Das Naumburger Tageblatt vom 26. Februar 1920 schreibt:
"Stadtrat Gerlach legt seinen Stadtratsposten nieder. Wie wir hören, hat sich der Stadtrat und Stadtälteste Gerlach aus Gesundheitsrücksichten genötigt gesehen, sein Stadtratsamt niederzulegen. Das Ausscheiden des Stadtrats Gerlach aus dem Magistratskollegium können wir nicht vorübergehen lassen, ohne der mannigfachen Verdienste zu gedenken, die sich Stadtältester Gerlach in seiner langjährigen Tätigkeit als Stadtverordneter und Stadtrat um die Stadt Naumburg erworben hat. So sind die schönen gärtnerischen Anlagen Naumburgs, die in jedem Frühjahr und Sommer den freudigen Stolz der Einwohnerschaft und die Bewunderung der Fremden erregen, nicht zum geringsten Teile auf seine Anregungen zurückzuführen. Namentlich ist die Schaffung und stetige Verschönerung der Anlagen über dem Bürgergarten sein Werk, wie auch die Umwandlung der Kiesgrube beim Waldschloß in einen schmucken Festplatz ihm zu verdanken ist. Ferner bleiben mit seinem Namen verknüpft die Neuanlagen und die Erweiterung des neuen Friedhofs. Stadtrat Gerlach war 1906 auf zwölf Jahre in den Magistrat gewählt worden und 1918 erfolgte seine Wiederwahl für eine weitere Amtsperiode. Möge Stadtrat Gerlach nunmehr die wohlverdiente Ruhe viele Jahre in Gesundheit und Frische genießen können."
   
1926 Der Stadtrat i. R. und Stadtälteste Wilhelm Gerlach stirbt im Alter von 67 Jahren am 7. Oktober 1926.
   
     Anzeige im Naumburger Tagblatt vom 8. Oktober 1926
   
  Das Naumburger Tagblatt vom 8. Oktober 1926 schreibt:
"Stadtältester Friedrich Wilhelm Gerlach †. Gestern starb nach langer Leidenszeit der Stadtrat i. R. Stadtältester Friedrich Wilhelm Gerlach, hier, im Alter von 67 Jahren. Mit ihm ist das Haupt einer alten Naumburger Fabrikantenfamilie dahingegangen. 1902 war es ihm vergönnt, die goldene Jubelfeier seines Geschäftsunternehmens begehen zu können. Für das öffentliche Wohl wirkte er in früheren Jahren als Stadtverordneter. 1906 wurde er das erste Mal zm unbesoldeten Stadtrat gewählt, und später erfolgte auch seine Wiederwahl. Von seiner Tätigkeit in den städt. Körperschaften, der er sich mit ganzer Kraft widmete, ist der Verstorbene noch in bestem Andenken. Die Stadt ehrte ihn für sein treues Wirken durch Ernennung zum Stadtältesten. Der Dank, den seine Vaterstadt dem Verewigten schuldet, wird unvergänglich bleiben."
   
1927 40 % der Produktion wird exportiert.
   
1928 Der Anteil des Auslandgeschäfts am Gesamtumsatz ist ca. 33 1/3 %.
Es werden 45 Arbeiter und 3 Angestellte beschäftigt.
   
1929 Die Zahl der beschäftigten Arbeiter (männlich und weiblich) ist am 1. März 1929 ca. 45, bei voller Ausnutzung des Betriebes sind es ca. 60. Am 1. September 1929 werden 50 Arbeiter beschäftigt.
Die auf der Frühjahrsmesse erteilten Aufträge verteilen sich zu 60 % auf inländische Firmen und zu 40 % auf ausländische Firmen (USA, England, Dänemark, Tschecho-Slowakai, Oesterreich).
Auf der Herbstmesse wurden 26 Aufträge entgegengenommen die sich zu 75 % auf inländische und zu 25 % auf ausländische Firmen verteilen.
   
1930 Der Gesamtwert der auf der Frühjahrsmesse erhaltenen Aufträge verteilt sich zu 60 % auf inländische und zu 40 % auf ausländische Firmen, darunter vornehmlich aus USA, England, Dänemark, Oesterreich und Tschecho-Slowakai.
Am 1. September 1930 werden 30 Arbeiter beschäftigt, bei voller Ausnutzung sind es 60.
Die auf der Herbstmesse erhaltenen Aufträge verteilen sich zu 80 % auf inländische und zu 20 % auf ausländische Firmen aus Dänemark und der Tschecho-Slowakai.
   
1935 Inhaber der Firma F. W. Gerlach, Große Fischstraße 19a, ist Georg Gerlach, Prokuristin und Bevollmächtigte Helene Gerlach.
Es werden fünfzehn Arbeiter und eine kaufmännische Angestellte beschäftigt.
Die technische Einrichtung des Betriebes besteht aus fünf Stück 1/4-PS-Elektro-Motoren, drei Zinngießer-Drehbänke, eine Pappschere, eine Beschneid-Maschine, eine kleine Fußpresse, eine Ritzmaschine, eine Heftmaschine und eine Fuß-Stanze.
   
1938 Die Industrie- und Handelskammer zu Halle teilt der Überwachungsstelle für unedle Metalle in Berlin-Wilmersdorf am 27. Januar 1938 mit, daß die Firma F. W. Gerlach ein deutsches und nicht ein jüdisches Unternehmen ist. 
   
1940 Der Betrieb ist infolge der Kriegsmaßnahmen am 25. April 1940 stillgelegt.
   
1949 Im Adressbuch ist die Zinnspielwarenfabrik F. W. Gerlach und die Witwe des Bruders, Helene Gerlach, geb. Schortmann, Fischstraße 19a, eingetragen.

   
     Puppenhaus-Servierwagen (Zinn goldfarben bronziert)
   
 

Figuren und Kinderspielzeug:

Das im Swantje-Köhler-Verlag erschienene Buch "Zauberhafte Welt aus Zinn" ist sehr zu empfehlen!

Der Kunsthistoriker Dr. Christian Gramatzki hat aus zwei Original-Katalogen und unzähligen Fotos von erhaltenem Zubehör einen beindruckenden Bildband zusammengestellt. Die knapp 400 Seiten gewähren einen detailreichen Einblick in die Produktfülle des 1815 gegründeten Unternehmens. Originale Zubehörteile sind den Katalog-Abbildungen gegenübergestellt, stilistisch eingeordnet und datiert. Gleichzeitig vermittelt das Buch eine kleine Kulturgeschichte des bürgerlichen Haushalts im 19. und 20. Jahrhundert.

 

 

Quellen:

Naumburger Bürgerbuch (Stadtmuseum Naumburg (mv-naumburg.de)

Allgemeiner Anzeiger Nr. 153 Gotha 12. Juni 1813 (Google books)

Herzogl. Sachsen-Coburg-Saalfeldisches Regierungs- und Intelligenzblatt, 46. Stück. Sonnabends, den 16. November 1816 (Google books)

Die deutsche Industrie-Ausstellung in der Central-Halle zu Leipzig, Verlagbuchhandlung J. J. Weber, Leipzig 1850 (Google books)

Katalog der Industrie-Ausstellung Leipzig 1850 (Sächsische Landesbibliothek-Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) digital.slub-dresden.de/ppn327734647/7)

Off. Cataloque 1851 (Weltausstellung London) (Google books)

Journal für Metallarbeiter jeder Gattung, herausgeg. von Dr. Carl Hartmann, 4. Band, Verlag B. F. Voigt, Weimar 1852 (Google books)

Official Catalogue Of The New York Exhibition Of The Industry Of All Nations 1853 (columbia.edu)

Katalog der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im Jahre 1854 (Google books)

Praktisches Waren-Lexicon. Enthaltend alle Waren, die im Handel vorkommen, mit Angabe ihrer Preise und den Namen der Fabrikanten oder Versender. Zugleich Nachtrag zu Leuchs Waren-Lexicon un zu jedem andern. Nürnberg, 1857. Verlag von C. Leuchs & Comp. (Google books)

Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands, Oesterreichs, Elsass-Lothringens und der Schweiz - I. Band, Leipzig 1873 (Google books)

Columbische Weltausstellung in Chicago 1893 - Amtlicher Katalog der Ausstellung des Deutschen Reiches

Deutsche Zinngießer-Zeitung (www.ub.uni-koeln.de) 

Offizieller Katalog der Thüringer Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Erfurt 1894, Verlag von Rudolf Mosse 1894 (Stadtarchiv Erfurt)

Beilage zur Nr. 218 des Allgemeinen Anzeigers Erfurth, Sonntag 16. September 1894 (Stadtarchiv Erfurt)

Daheim, Heft 11, Daheim-Expedition (Velhagen & Klasing) Leipzig 1903

Nagel-Auktionen - Auktion vom 26. März 2009

Naumburger Zeitung

Adressbücher Naumburg 1869, 1890, 1899, 1904, 1905, 1911, 1949 (Ancestry)

Adressbuch Naumburg 1915 (DigiBib)

Adressbuch 1875 (Ahnenforschung.net)

Walter Reissig: "Sechstausend Kandel ..." Coburger Zinngießer und ihre Familien, Selbstverlag 1990

Stadtarchiv Naumburg - Ich danke Frau Stadtarchivarin Kröner sehr herzlich für hilfreiche Hinweise!

Genealogie der Familie Gerlach (Historisches Archiv Wetzlar)

ancestry: Hampel-Familienstammbaum (kriesterfamily), div.Standesamtseinträge

Ich danke Volker Kriester sehr herzlich für den größten Teil der Daten zum Familienstammbaum Gerlach!

Landesarchiv Sachsen-Anhalt archivgut online, Signatur C 110 Halle, Nr. 960, Firmenakten Naumburg, G - Ha, Laufzeit 1908 - 1953, Digitalisate C_110_Halle_Nr_960_0266 bis 0299

Vielen Dank an Peter Püschmann für die beiden Fotos der Zinnmarken!

Vielen Dank an Frank Reichert vom BDVI Sachsen-Anhalt für Hinweise zu Gustav Adolph Gerlach!

 

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Stadtarchiv Erfurt € 17,00
Stadtarchiv Naumburg € 14,45
ancestry € 4,00 (anteilig)
   
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