Diesch, Anton - Riedlingen
Gröber, Albert - Riedlingen
 

                                                         

1821 Anton Diesch wird am 12. März 1821 als Sohn des Engelwirts Georg Diesch und dessen Ehefrau Walpurga, geb. Gramm, in Riedlingen geboren und ist später Zinngießer.
   
  Albert Gröber wird am 23. Mai 1821 als Sohn des aus Buchau stammenden Knopfmachers und Posamentierers Clemens Gröber und dessen Ehefrau Josepha, geb. Steinhart in Riedlingen geboren.
Er hat noch die Brüder Clemens Gröber (* 16. Dezember 1823; † 17. Juni 1876) und Joseph Fidel Gröber (* 13. September 1819; † 18. November 1881).
   
1845 Anton Diesch heiratet als Junggeselle am 22. April 1845 die Josepha Schöllhorn (* 3. Februar 1823; † 25. Oktober 1848), Tochter des Hafners Sebastian Schöllhorn und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Metzger.
Das Ehepaar hat die Kinder Maria Diesch (* 23. Juni 1846; † 5. Juli 1846) und Josepha Diesch (* 6. Mai 1848; † 22. Dezember 1848).
   
     Meisterzeichen des Anton Diesch             Qualitätszeichen für englisch Feinzinn des Anton Diesch
   
1849 Am 15. Mai 1849 erhält Albert Gröber das Bürgerrecht in Riedlingen.
   
  Er und seine Brüder Clemens Gröber und Joseph Fidel Gröber gehören zu den Akteuren der Revolution in Riedlingen.
  Werner Heinz schreibt dazu u. a.: "Albert Gröber war entschiedener Demokrat; in jungen Jahren war er radikaler Demokrat gewesen. In Riedlingen hatte er als engagiertes Mitglied dem demokratischen Volksverein angehört. Bei den Revolutionsereignissen im Jahre 1849 stand Albert Gröber in der ersten Reihe. Ende Mai 1849 hatte eine große Volksversammlung in Reutlingen eine Reihe von entscheidenden Forderungen an die Regierung gestellt: Württembergische Truppen, die zum Angriff an der badischen Grenze standen, sollten zurückgezogen werden, das Heer sollte vereidigt, die politischen Gefangenen amnestiert werden. Es ging um den Erfolg der Demokratisierung in Württemberg überhaupt. Als in Riedlingen die Ergebnisse der Reutlinger Versammlung bekannt gemacht wurden und die Bürgerwehr sich auf den baldigen Ausbruch einer bewaffneten Erhebung zum Zweck der gewaltsamen Durchführung der Beschlüsse vorbereitete, ließ der Oberamtsrichter den höchst angesehenen Vorstand des einflußreichen demokratischen Vereins, Thaddäus Müller, verhaften. Die Empörung in der Bevölkerung war groß. Immer noch meinten die Vertreter des Obrigkeitsstaates, die angesehensten Bürger wegen ihrer demokratischen Gesinnung ins Gefängnis werfen zu können. Turner und Bürgerwehr gingen aufs Gericht, um die sofortige Freilassung zu fordern. Nach langem Hin und Her drangen sie letzlich ins Gerichtsgebäude ein, die Treppe füllte sich dicht, Man´n an Mann, Bajonett an Bajonett; oben auf der Treppe standen vier bis fünf mit Musketen  bewaffnete Bürgerwehrmänner. Der Richter blieb stur, die Wolkswut bäumte sich auf. ... Albert Gröber war vorne mit bei denen, die ins Gerichtsgebäude eingedrungen waren. Es waren alles ehrbare Handwerker, die hier gegen staatliche Willkür zur Selbsthilfe griffen.
Zumal die ganze Revolution und insbesondere auch die Demokratisierung in Württemberg scheiterte, bekam [Albert] Gröber in der Folge ein Gerichtsverfahren an den Hals. Die massiven polizeilichen Maßnahmen in der Folgezeit trieben den Demokraten im Land ihr demokratisches Bewußtsein aus. Auch [Albert] Gröber hielt sich mit der Politik zurück."
   
     Anzeige in der Riedlinger Zeitung vom 28. November und 1. Dezember 1849
   
1850 Als Witwer heiratet Anton Diesch am 5. Februar 1850 die Maria Anna Baumann (* 5. November 1814 in Augsburg; † 1885 in Weingarten), Tochter des Uhrmachers Michael Baumann aus Augsburg und dessen Ehefrau Maria Anna, geb. Hörle.
Das Ehepaar bleibt kinderlos.
   
  Im Dezember 1850 inseriert er in der Riedlinger Zeitung: "Auf kommenden Nikolaus und Christtag empfehle ich meine Spielsachen bestens, bestehend in sehr schönen und niedlichen Artikeln von Glas, Porzellan, verzinntem Kupfer und Zinn, letztere besonders in mannigfaltiger Auswahl, gemalt und blank. Ebenso erhielt ich dieser Tage auch sehr schöne feine und mittelfeine Artikel von französischem Porzellan und Kristall in großer Auswahl, welche sich hauptsächlich auch zu Christtagsgeschenken eignen ..."
   
1851 Anton Diesch stirbt am 29. Oktober 1851.
   
  Auf der Industrie-Ausstellung aller Völker in London  [1. Mai - 11. Oktober 1851] stellt Albert Gröber eine silberne getriebene Fruchtplatte (Fruit-basket in wrought silver) aus.
   
  Am 24. Juli 1851 wird Albert Gröber wegen Beteiligung an der Revolution in Riedlingen von 1849 zu zwanzig Monaten Kreisgefängnis verurteilt. Am 9. Oktober 1851 verfügt der König Strafmilderung  für die Riedlinger Angeklagten. Albert Gröber wird nun zu sechs Monaten Arbeitshausstrafe verurteilt, die er innerhalb von drei Tagen antreten muß. 
   
1852 Albert Gröber heiratet am 6. Juli 1852 die kinderlose Maria Anna Diesch, Witwe des Anton Diesch.
Das Ehepaar hat die Kinder Albert Gröber (* 10. Februar 1853; † 16. Februar 1853) und Adolf Gröber (* 11. Februar 1854).
Die Familie wohnt im Haus Nr. 207 [heute Donaustraße 17] des Clemens Gröber. "Ein dreistöckiges Wohnhaus und Scheuer, ..., der erste Stock von Stein, ohne Keller und Stadtmauer."
   
  Er inseriert am 23. Juli 1852 in der Schwäbischen Kronik des schwäbischen Merkurs:
"Riedlingen. Stelleantrag. Ein solider Zinngießer Gehülfe, der an der Drehbank, sowie im Krügbeschlagen tüchtig ist, findet dauernde Beschäftigung bei Albert Gröber."
   
1854 Auf der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München stellt er Tableau und Fruchtkörbchen in Silber getrieben sowie Kinderspielwaren in Composition aus. Dafür bekommt er eine belobende Erwähnung "wegen besonderer Geschicklichkeit und Sorgfalt in getriebener Silberarbeit" und eine belobende Erwähnung "wegen niedlicher und billiger Kinderspielwaare".
Die zinnernen Kinderspielwaren sind vergoldet, versilbert und bronziert ausgestellt. "Er notierte Möbel-Garnituren zu 5 fl bis 16 fl. 48 kr., Kaffe- und Theeservicen von 13 fl. 24 kr. bis 18 fl. 24 kr., Nippsachen von 30 kr. bis 6 fl. das Duzend. Außerdem hat er noch religiöse Gegenstände, wie z. B. Crucifixe unter Glasglocken von 2 fl. 12 kr. bis 7 fl. 24 kr. das Duzend, Kapellen von 4 fl. 30 kr. bis 11 fl. das Duzend."
Sein Geschäft ist jetzt am Weibermarkt.
Karl Werner Steim schreibt u. a.: " [Albert] Gröber spezialisierte sich später auf die Fertigung von Gießformen für Zinnwaren und stellte Rekrutennummern und Abzeichen für Soldaten her, die er künstlerisch mit Lorbeerkranz unsw. verzeirte und bald nach ganz Württemberg und in die Nachbarländer lieferte. Außerdem stellte er sonstige gegossene Zinnwaren her."
   
1858 Albert Gröber verkauft am 15. Oktober 1858 sein Anwesen Nr. 224 (früher Gebäudenummer 181, heute Weibermarkt 1) an den Goldarbeiter Carl Weltin um 1.800 fl., die in Raten von 700 fl. auf Georgi 1859  [23. April 1859] und 1.100 fl. auf Georgi 1860  [23. April 1860] zu bezahlen sind.
   
     Albert Gröber (Foto aus Revolution von 1848/49 im Oberamt Riedlingen von Karl Werner Steim)
   
1859 Albert Gröber zieht im Frühjahr 1859 mit seiner Ehefrau und dem Sohn nach Altdorf-Weingarten in ein Anwesen an der Mühlbachgasse (ab 1899 Wilhelmstraße, von 1929 bis 1936 Adolf-Gröber-Straße, dann Wilhelmstraße 44), das er gekauft hat.
   
    
Wilhelmstraße 44 im Jahr 1997 vor dem Abriss (Bild Stadtarchiv und Artikel von Uwe Lohmann aus der Schwäbischen Zeitung vom 24. April 1997)
   
  Uwe Lohmann schreibt u. a.:
"Neben der Wohnung im Erdgeschoß wurden das "Arbeits-Local" und zwei Gießöfen im 1. Stock untergebracht. Aus Sicherheitsgründen mußte Gröber umfangreiche feuerpolizeiliche Vorschriften der Gemeinde für die "Spielwarenfabrik" erfüllen.
Der gelernte Goldschmid spezialisierte sich in Weingarten vorwiegend auf Zinnsachen, wobei er für seine Rekrutenabzeichen überregional guten Absatz fand."
   
1860 Gebhard Mayser von Riedlingen (* 27. August 1837; † 11. Dezember 1909), lernt in Biberach a. R. bei Friedrich Gutermann das Zinngießerhandwerk, macht sich 1860 in Riedlingen ansässig und übernimmt das Werkzeug des Anton Diesch.
   
1868   
Inserat vom 15. Oktober 1868 im Oberschwäbischen Anzeiger
   
1870 Am 19. Januar 1870 wird Albert Gröber in den Wählerlisten zu den Ergänzungswahlen in die Handels- und Gewerbe-Kammern für den VII. Kammerbezirk und das Oberamt Ravensburg aufgeführt.
   
ca. 1887 Er setzt sich zur Ruhe und beschäftigt sich mit der Herstellung von künstlerischen Reliefs nach religiösen Vorlagen.
   
1895 Albert Gröber stirbt am 27. Juli 1895 in Weingarten. Das Haus an der Mühlbachgasse wird von Adolf Gröber verkauft.
   
1919 Adolf Gröber stirbt am 19. November 1919 in Berlin.
   
  Zinnspielzeug:
Puppenstuben-Einrichtung, um 1850 (im Eigentum des Stadtmuseums Weingarten)
   
  Quellen:
Stadtarchiv Riedlingen: Band 199, Bürgerliste (Nr. 625)
Stadtarchiv Riedlingen: Familienregister Riedlingen, Band II, Blatt 164 (1821)
Stadtarchiv Riedlingen: Band 455, Brandversicherungskataster 1847, Seite 135b, Gebäudenummer 207
Stadtarchiv Riedlingen: Riedlinger Zeitung vom 28. November 1849 (Seite 379) und 1. Dezember 1849 (Seite 383)
Stadtarchiv Riedlingen: Akte 146: Straflisten mit Beilagen, Strafen des Gerichts und des Oberamts (1851)
Official Catalogue of the Great Exhibition of the Works of Industry of all Nations, 1851 (Google books)
Regensburger Zeitung No. 205 vom 28. Juli 1851 (Google books)
Regensburger Zeitung No. 206 vom 29. Juli 1851 (Google books)
Regensburger Zeitung No. 210 vom 2. August 1851 (Google books)
Amtliches Verzeichniß der aus dem Deutschen Zollverein und Norddeutschland zur Industrie-Ausstellung aller Völker in London eingesandten Gegenstände, Berlin 1851 (Google books)
Schwäbische Kronik des Schwäbischen Merkurs zweite Abtheilung, 1. Blatt, Nro. 178 vom 23. Juli 1852 (Google books)
Monatsschrift für die Justiz-Pflege in Württemberg, 19. Band, 1854 (Google books)
Beilage zu Nr. 52 des Gewerbeblattes aus Württemberg vom 27. Dezember 1854 (Google books)
Katalog der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im Jahre 1854 (Google books)
Auszeichnungen bei der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München von der Beurtheilungs-Commission zuerkannt, München 1854 (Google books)
Gewerbeblatt aus Württemberg, Jahr 1854 (Google books)
Bericht der Beurtheilungs-Commission bei der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München im Jahr 1854, München 1855 (Google books)
Stadtarchiv Riedlingen: Kaufbuch XX, 52b - 53b, Signatur Band 486.20 (1858)
Bekanntmachung der Wählerlisten zu den Ergänzungswahlen in die Handels- und Gewerbe-Kammern, 19. Januar 1870 (Google books)
Erwin Hintze: Die deutschen Zinngießer und ihre Marken Band VI Süddeutsche Zinngießer, Teil II: Künzelsau / Sulzbach, Leipzig, K. W. Hiersemann, 1921 - 1931
Obererschwäbischer Anzeiger vom 15. Oktober 1868 (Stadtmuseum Weingarten)
Schwäbische Zeitung vom 24. April 1997 - Artikel Uwe Lohmann (Stadtmuseum Weingarten)
Karl Werner Steim: Revolution von 1848/49 im Oberamt Riedlingen, Federsee-Verlag 1998
"Spielsachen zu Weihnachten" in Schwäbische Zeitung vom 18. Dezember 2000
"Adventsbrauch: Erbsen gegen Fensterscheiben" in Schwäbische Zeitung vom 5. Dezember 2002
Werner Heinz: "Albert Gröber - Graveur, Zinngießer und Goldschmied und sein Sohn Adolf Gröber" in: Altdorf-Weingarten 1805 - 1945, Industrialisierung, Arbeitswelt und politische Kultur, Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute, 2014
www.riedlingen.de - Gröber, Adolf
Ich danke Stefanie Hafner vom Bürgermeisteramt Stadt Riedlingen sehr herzlich für die Recherche und die hilfreichen Hinweise!
Ich danke Stadtarchivar Uwe Lohmann vom Stadtmuseum im Schlössle der Stadt Weingarten für hilfreiche und kostenlose Hinweise sehr herzlich!
   
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Städtisches Archiv Riedlingen EUR 34,75
Schwäbische Zeitung EUR 0,99
   
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