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Johannes 
Frauendorf 
schreibt 
in 
"Die 
Zinnfigur 
- 
Monatsschrift 
für 
Freunde 
und 
Liebhaber 
von 
Zinnfiguren, 
Trachten, 
Geschichte 
und 
Völkerkunde; 
Jahrgang 
1929, 
Heft 
Nr. 
1": 
  
De 
neie 
Dybe. 
Wie 
is 
das 
jetzt 
scheen 
eingerich't 
Wenn 
mr 
de 
Bundeszeitung 
kricht 
-  
Wo 
uns 
de 
Sammler 
gleich 
erzähl'n 
Was 
noch 
fir 
neie 
Dyben 
fehl'n. 
So 
nimmt 
mr 
flink 
e 
Schtickchen 
Schiefer, 
Erscht 
gratzt 
mr 
flach, 
dann 
schticht 
mr 
tiefer 
-  
Un 
mit 
viel 
Aerger 
un 
Verdruß 
Kommt 
mr 
zum 
erschten 
Prowe-Guß. 
Is 
dann 
das 
Ding 
zur 
Welt 
gebracht,  
Brennt 
mr 
ne 
Pfeife 
an 
un 
- 
lacht. 
De 
"neie 
Dybe" 
es 
geboren,  
Es 
klingt 
mr 
schon 
in 
beeden 
Ohren; 
Was 
Auerbach 
wohl 
davon 
hält?!? 
Er 
is 
doch's 
Schprach-Rohr 
unsrer 
Welt 
Mr 
denkt 
schon 
an 
die 
vielen 
Kunden 
Un 
macht 
gleich 
fufz'n 
Ieberstunden. 
De 
"Neie" 
wird 
de 
Welt 
erschittern 
-  
Un 
ooch 
de 
Konkurrenz 
zerschplittern. 
-  
De 
Sammler 
sin 
ooch 
ganz 
begeistert; 
"Das 
hätt 
ich 
wundervoll 
gemeistert; 
Wie 
diese 
"Neie" 
wär 
noch 
keine 
- 
Bitte, 
senden 
Sie 
noch  
e 
i 
n 
e". 
E 
Andrer 
kooft 
uff  
e 
e 
n 
m 
a 
l   d 
r 
e 
i 
e 
! 
-  
Nee, 
wie 
ich 
mich 
da 
bloß 
- 
"freie"! | 
	
		|  | 
K.-H. 
Winkelmüller 
schreibt 
in 
der 
Zinnfigur 
1955: 
  
30 
Jahre 
Frauendorfsche 
Gravierwerkstätte 
     
Am 
15. 
April 
1925 
machte 
sich 
Johannes 
Frauendorf 
selbständig. 
Zu 
den 
"Mitschuldigen" 
gehört 
u. 
a. 
auch 
mein 
Vater, 
denn 
er 
redete 
ihm 
noch 
gut 
zu. 
"Natürlich, 
angefangen, 
und 
haben 
Sie 
keine 
Bedenken!" 
   
Doch 
zuvor 
soll 
die 
"bewegte 
Vergangenheit" 
des 
Mannes 
unter 
die 
Lupe 
genommen 
werden, 
der 
damals 
vor 
30 
Jahren 
in 
Leipzig-Lindenau 
sich 
selbständig 
machte. 
   
Geboren 
wurde 
er 
am 
22. 
April 
1889 
in 
Leipzig, 
in 
jener 
Stadt 
also, 
die 
für 
die 
Zinnfigur 
von 
jeher 
von 
ausschlaggebender 
Bedeutung 
gewesen 
ist.
 
   
Man 
gestatte 
uns 
eine 
kleine 
Abschweifung 
und 
Erinnerung 
an 
Otto 
E. 
Gottstein, 
der 
von 
hier 
aus 
der 
Zinnfigur 
eine 
neue 
Richtung 
wies 
und 
die 
I. 
Internationale 
Zinnfiguren-Ausstellung 
veranstaltete, 
an 
den 
Hersteller 
plastischer 
Fahrzeuge, 
Ernst 
Wolfram, 
den 
verstorbenen 
Graveur 
Thieme, 
an 
Professor 
Rössner, 
der 
in 
Leipzig 
ins 
Examen 
(Abitur) 
stieg 
und 
durchfiel 
(er 
wird 
uns 
diese 
Indiskretion 
nicht 
verübeln, 
denn 
inzwischen 
hat 
er 
tausendfach 
seine 
Reife 
bewiesen), 
an 
Karl 
Alexander 
Wilke 
der 
von 
hier 
aus 
seinen 
bedeutungsvollen 
Weg 
ging 
und 
- 
last 
not 
least 
- 
sei 
auch 
unser 
"Nachwuchsgraveur" 
Franz 
Karl 
Mohr 
erwähnt. 
   
Damals 
aber, 
als 
der 
kleine 
Hannes 
im 
Hause 
des 
Hotels 
"Sachsenhof" 
das 
Licht 
der 
Welt 
erblickte, 
wußte 
er 
noch 
nichts 
vom 
Zinn 
und 
jener 
gefährlichen 
"Zinnvergiftung", 
die 
ihn 
36 
Jahre 
später 
befallen 
und 
nie 
wieder 
loslassen 
sollte. 
Nachdem 
er 
vier 
Jahre 
die 
Volks- 
und 
weitere 
vier 
Jahre 
die 
Bürgerschule 
besucht 
hatte, 
kam 
eine 
vierjährige 
Lehrzeit 
als 
Reliefgraveur. 
Er 
begnügte 
sich 
aber 
nicht 
damit, 
die 
Gewerbefachschule 
während 
der 
Lehrzeit 
zu 
besuchen, 
sondern 
opferte 
vier 
Jahre 
lang 
auch 
noch 
die 
Sonntage, 
um 
die 
Polytechnische 
Schule 
mit 
den 
Fächern 
Zeichnen 
und 
Modellieren 
zu 
absolvieren. 
Dann 
- 
nach 
Beendigung 
der 
Lehrzeit 
- 
hielt 
es 
ihn 
nicht 
länger 
in 
Leipzig 
und 
so 
arbeitete 
er 
in 
Frankfurt 
(Main), 
München, 
Elberfeld, 
Konstantinopel, 
Nürnberg 
und 
Berlin. 
Gern 
erinnert 
sich 
der 
Meister 
auch 
heute 
noch 
an 
seine 
Münchener 
Zeit. 
Zwei 
Jahre 
besuchte 
er 
dort 
in 
den 
Abendstunden 
die 
Kunstgewerbeschule 
und 
studierte 
die 
Museen 
dieser 
einzigartigen 
Kunststadt. 
Sonntags 
zog 
er 
wohl 
auch 
vielfach 
als 
Mitglied 
des 
Deutsch-österreich. 
Alpenvereins 
mit 
dem 
Skizzenbuch 
in 
die 
Berge, 
und 
diese 
Liebe 
zu 
den 
Bergen 
hat 
ihn 
bis 
heute 
nicht 
verlassen. 
   
Bedeutsam 
war 
für 
ihn 
aber 
auch 
die 
Zeit 
seiner 
Tätigkeit 
an 
der 
Münze 
in 
Konstantinopel. 
Launig 
und 
Humorvoll 
weiß 
er 
davon 
zu 
berichten. 
Mit 
160 
Pfd. 
Gewicht 
rückte 
der 
25jährige 
1914 
als 
Gardepionier 
in 
den 
Krieg. 
Beim 
Deutschen 
Alpenkorps 
machte 
er 
die 
Balkan-Offensive 
mit, 
kam 
an 
die 
Westfront, 
wurde 
vor 
Verdun 
verschüttet 
und 
kehrte 
nach 
Lazarettaufenthalt 
und 
Ersatzkompanie 
am 
23. 
Dezember 
mit 
einem 
Gewicht 
von 
91 
Pfund 
wieder 
nach 
Leipzig 
zurück. 
   
Aber 
wie 
sah 
es 
mit 
seinem 
Beruf 
aus? 
Orden 
und 
Medaillen 
wurden 
nicht 
mehr 
gebraucht. 
Aber 
Johannes 
Frauendorf 
verzagte 
nicht.
 
   
Anpassungsfähig 
wie 
er 
zu 
allen 
Zeiten 
gewesen 
ist, 
fand 
er 
Arbeit 
als 
Werkzeugmacher 
in 
der 
Industrie 
und 
war 
bald 
ein 
begehrter 
Spezialist 
für 
Prägewerkzeuge. 
   
Als 
er 
sich 
1925 
dann 
selbständig 
machte, 
wurde 
er 
insbesondere 
durch 
Aufträge 
der 
Polizei 
und 
Reichswehr 
auf 
das 
Gebiet 
der 
Zinnfigur 
gedrängt, 
wobei 
es 
sich 
jedoch 
zunächst 
vorwiegend 
um 
Figuren 
für 
Demonstrations- 
und 
Unterrichtszwecke 
handelte, 
die 
also 
keine 
uniformkundliche 
Genauigkeit 
erforderten. 
Diese 
Spezialkenntnisse 
eignete 
sich 
der 
"J. 
F." 
signierende 
Kunsthandwerker 
jedoch 
insbesondere 
durch 
die 
unermüdlichen 
Bemühungen 
des 
hochverdienten 
Albert 
Lockwood, 
der 
damals 
in 
Chemnitz 
wohnte, 
bald 
an. 
Vor 
allen 
Dingen 
erkannte 
er 
aber 
sehr 
richtig, 
daß 
er 
sich 
auf 
eine 
gewisse 
Epoche 
spezialisieren 
müsse 
und 
wählte 
die 
Zeit 
von 
1812-15 
von 
1866-71 
und 
schließlich 
auch 
noch 
die 
Gebiete 
bis 
1916. 
Daß 
er 
auch 
für 
Sammler 
Formen 
gravierte, 
ist 
bekannt, 
auch 
daß 
diese 
Figuren 
anderer 
Epochen 
enthielten. 
Aber 
seine 
besten 
Leistungen 
lagen 
und 
liegen 
auf 
den 
oben 
genannten 
Gebieten. 
   
Was 
ist 
nun 
das 
Besondere 
an 
Frauendorf 
als 
Graveur? 
   
Betrachten 
wir 
einmal 
die 
Frauendorfschen 
Artikel 
in 
unserer 
"Zinnfigur", 
z. 
B. 
in 
Heft 
10/1954, 
S. 
160. 
Er 
schreibt: 
"Die 
Zuavenjacke 
ist 
kurz 
und 
schneidet 
mit 
der 
unteren 
Kante 
auf 
Koppelmitte 
ab." 
Das 
sind 
exakte 
Angaben, 
wie 
z. 
B. 
auch 
diese: 
Auf 
den 
Kollets 
der 
Preußen 
standen 
die 
Knopfreihen 
eng 
zusammen, 
nicht 
in 
Brustwarzenbreite 
wie 
später 
bei 
den 
Ulanen. 
Man 
merkt, 
daß 
der 
Graveur, 
der 
ja 
auch 
sein 
eigener 
Entwurfszeichner 
ist, 
ein 
Mann 
ist, 
der 
richtig 
sehen 
gelernt 
hat. 
Wie 
er 
das 
gelernt 
hat 
und 
es 
in 
Maße 
umzusetzen 
wußte, 
ist 
eine 
kleine 
Geschichte 
für 
sich. 
Frauendorf 
erzählt 
davon: 
"Da 
ich 
ein 
armes 
Luder 
war, 
mußte 
ich 
mir 
alles 
selber 
suchen. 
Außerdem 
erkannte 
ich 
auf 
den 
Abendschulen, 
die 
ich 
noch 
als 
Gehilfe 
überall 
besuchte, 
daß 
die 
Lehrer 
oft 
gar 
kein 
Interesse 
daran 
hatten, 
uns 
etwas 
zu 
lehren 
bzw. 
uns 
Hilfen 
zu 
geben. 
Da 
drückte 
mir 
einmal 
ein 
alter 
Kollege 
in 
München 
eine 
alte 
Schwarte 
in 
die 
Hand, 
eine 
Zeichenschule 
von 
Polyklet, 
dem 
ollen 
Griechen. 
Diese 
alte 
Schwarte 
war 
in 
einer 
Verfassung, 
daß 
man 
sie 
nicht 
gern 
anguckte, 
aber 
in 
ihrem 
Inhalt 
fand 
ich 
pures 
Gold. 
Gold 
für 
mich 
wenigstens. 
Denn 
dieser 
alte 
Grieche 
rechnete 
nach 
Handlängen, 
Handbreiten 
und 
Fingerbreiten. 
Dies 
war 
und 
ist 
ein 
internationales 
Maß, 
das 
niemals 
wechseln 
konnte, 
und 
nun 
habe 
ich, 
wenn 
ich 
Menschen 
zeichnete, 
mir 
diese 
Maße 
zueigen 
gemacht. 
Und 
ich 
bin 
noch 
heute 
dem 
alten 
Polyklet 
so 
dankbar, 
daß 
er 
vor 
2000 
Jahren 
diese 
Norm 
gefunden 
hat. 
Mag 
man 
mich 
veraltet 
nennen 
oder 
gar 
verlachen 
ob 
dieser 
alten 
Schule, 
ich 
habe 
durch 
sie 
den 
Weg 
gefunden 
zur 
Formvollendung 
und 
Schönheit." 
Und 
das 
andere: 
Frauendorf 
hat 
alle 
seine 
Serien 
so 
ausgebaut, 
daß 
man 
damit 
tatsächlich 
etwas 
anfangen, 
damit 
eine 
Schlacht 
aufstellen 
kann, 
von 
der 
Reservestellung 
bis 
in 
die 
vorderste 
Kampflinie. 
Auch 
ist 
er 
der 
einzige, 
der 
für 
1813 
die 
preußischen 
Reserve-Regimenter 
gebracht 
hat, 
die 
zwar 
- 
wie 
er 
mal 
sagte 
- 
kein 
Mensch 
haben 
will 
weil 
sie 
zu 
einfach 
sind, 
und 
doch 
die 
Masse 
der 
preußischen 
Infanterie 
ausmachten.    
Ich 
erinnere 
nur 
an 
andere 
vielseitige 
und 
vielfigurige 
Serien, 
wie 
die 
Attacke 
der 
Brigade 
Bredow 
bei 
Mars 
la 
Tour, 
die 
angreifenden 
Chasseurs 
d'Afrique, 
die 
württembergische 
und 
bayrische 
Infanterie 
1870, 
die 
württembergische 
Infanterie 
1812/13, 
die 
attackierenden 
preußischen 
Husaren1813, 
den 
köstlichen 
Kasernenhof 
1913 
und 
die 
großen 
Serien 
der 
napoleonischen 
Armee. 
Oder 
denken 
wir 
an 
die 
zivilen 
Serien, 
die 
elsässischen 
Bauern, 
die 
Stadtbevölkerung 
aus 
dem 
Biedermeier 
und 
von 
1910 
und 
jetzt 
die 
herrliche 
Ratssitzung 
um 
1525.    
Möge 
Johannes 
Frauendorfs 
Wunsch 
in 
Erfüllung 
gehen, 
daß 
er 
nämlich 
in 
den 
nächsten 
65 
Jahren 
noch 
viele 
schöne 
Figuren 
für 
uns 
Sammler 
schaffen 
könne! |